Historisches

Vom Hustenstiller zum Massenprodukt - Der Erfolgskurs des Lakritz
Die erste schriftliche Erwähnung fand Lakritz im 12 Jahrhundert auf einer "Drogenliste" aus dem assyrischen Mesopotamien (heutiger nördlicher Irak). Auf einer Tontafel war das Wort Šūšu eingeritzt, was Süßholz bedeutet. Bereits im Mittelalter war Süßholz sehr populär, weil es über Handelswege weit verbreitet werden konnte. So war es auf Marktständen, in Apotheken und bei fahrenden Händlern erhältlich. Damals jedoch nicht als Süßigkeit, sondern als Heilmittel gegen Husten, Heiserkeit und andere Krankheiten (mehr).
Im 16. Jahrhundert brachten die Araber eine neue Konservierungsmethode nach Europa, die sogenannte Kandierung. Dabei werden Pflanzenteile und Wurzeln mit Zucker und Honig ummantelt um diese haltbar zu machen. Diese kandierten Arzneimittel hießen confectiones (=Herstellung, Anfertigung) und führten schlussendlich zu unserem Begriff Konfekt. Die Grenze zwischen eigentlich bitterer Medizin und einer Süßigkeit verschwamm so erstmals.
George Dunhill, ein Apotheker aus Pontefract, einem kleinen Ort im englischen Yorkshire, brachte im 18 Jahrhundert die Lakritzproduktion entscheidend voran. Er vermengte Süßholzsaft mit Zucker und - das war neu - Mehl. So ließ sich der Teig viel leichter zu Kügelchen und Pastillen formen um diese anschließend weiterzuverkaufen. Das Verfahren war so erfolgreich, dass sich die Stadt zu einer Hochburg der Lakritzverarbeitung entwickelte. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert war es schlussendlich möglich, Lakritz in großen Mengen zu produzieren und das zu bezahlbaren Preisen, so dass ganz Europa mit diesem wundervollen Produkt versorgt werden konnte.
Heutzutage gibt es eine riesige Palette an Lakritz-Sorten, wobei sich aber herauskristallisiert hat, dass es regionale Vorlieben gibt. Südeuropäer mögen es ursprünglich und verzehren mehr Rohlakritz, Engländer halten am Mehl fest und haben so recht mürbe Sorten, Finnen experimentieren gern mit wilden Kombinationen und Holländer und Dänen mögen es sehr salzig. Letztere fügen dafür Salmiaksalz zu ihrem Lakritz hinzu. In Deutschland ist ein Salmiaksalzgehalt von bis zu 2% erlaubt, Importware aus z. B. Holland darf bis zu 7,99% enthalten, muss dann jedoch den Hinweis "Erwachsenenlakritz - kein Kinderlakritz" oder "extra stark" tragen. Dies ist aber nicht zu verwechseln mit Starklakritz. Starklakritz ist es erst dann, wenn mehr als 0,2% des fertigen Produktes Glycyrrhinsäure, der Süßstoff des Süßholzes, ist. Solch eine Kennzeichnungspflicht ist zwar erst einmal erschreckend und erinnert vage an die Hinweise auf Zigarettenschachteln, ist aber auch nicht ganz unwichtig, da Lakritz durchaus Wirkungen im Körper hat, wie hier beschrieben.
Du willst noch mehr wissen? Dann empfehle ich Dir das Buch "Lakritz - Traktat einer Reise in die Welt der schwarzen Süßigkeit" von Klaus-D. Kreische.